FP: Für vier Tage auf einem anderen Level

Freie Presse vom 3. April 2024, Andreas Bauer

Für eine Top-Platzierung hat es beim Prager Handball-Cup zwar nicht gereicht. Dennoch haben die B-Jugend-Spielerinnen des HSV 1956 Marienberg in der tschechischen Hauptstadt viele schöne Momente erlebt – und viel gelernt.

Marienbergs B-Jugend-Handballerinnen freundeten sich in Prag mit den Teams aus dem slowakischen Streda sowie aus Stuttgart-Metzingen an.

Marienberg - Mehr als 600 Mannschaften aus 12 Ländern sind beim Prager Handball-Cup vier Tage lang in 48 Hallen auf Torejagd gegangen. Eine davon war die B-Jugend-Vertretung des HSV 1956 Marienberg, die anfangs sogar von einer vorderen Platzierung träumen durfte. Schließlich wurden gleich am ersten Tag alle drei Vorrundenspiele gewonnen. Letztlich ging es als Gruppenzweiter in die Zwischenrunde, die sich dann allerdings als Endstation erwies. Gelohnt hat sich der Ausflug in die tschechische Hauptstadt trotzdem, wie Chris Tippmann betont. „Wir haben hier viel dazu gelernt“, bilanziert der Marienberger Trainer, der damit auch Erkenntnisse abseits des Spielfelds meint.

Schon allein die Atmosphäre sei beeindruckend gewesen. Zahlreiche Teams hätten richtige Fanclubs mitgebracht. Und auch wenn die HSV-Mädchen von vielen Eltern und einem Trommler begleitet wurden, so waren die Anhänger einiger anderer Klubs noch weitaus lauter. „Vor allem die Unterstützung für Slavia Prag war riesig“, sagt Tippmann über die jungen Lokalmatadorinnen, die sich mit einem 14:11 im Finale gegen Helsinge Handbold aus Dänemark den Siegerpott sicherten. „In puncto Tempo und Dynamik war das ein ganz anderes Level“, gesteht Tippmann, der mit seinem Team gleich mehrere Endrunden-Partien verfolgte, obwohl der HSV da schon längst ausgeschieden war: „Da sieht man mal, wie es gehen kann.“

Die riesigen Messehallen der tschechischen Hauptstadt wurden zu Handball-
Arenen umfunktioniert, indem die Gastgeber die Spielfelder ausrollten.

Nicht nur die Leistung der Spitzenteams brachte den Trainer ins Schwärmen, sondern auch die Leidenschaft und das Organisationstalent der Gastgeber. „Bei uns in Deutschland wäre so etwas wohl kaum zu realisieren, da würden bestimmt die Notausgänge und Feuerlöscher fehlen“, sagt Tippmann leicht schmunzelnd über den Austragungsort der Vorrunde: Ein Komplex von drei Traglufthallen, die über einen gemeinsamen Umkleide- und Sanitärbereich verfügen und gleichzeitig zur Bühne ambitionierter Handball-, Tennis- und Hockey-Talente werden. Um so etwas möglich zu machen, sei man in Tschechien „viel kreativer“.

Die jungen Handballerinnen aus dem Nachbarland beeindruckten derweil mit ihrem kompakten, athletischen und stämmigen Auftreten. Trotzdem konnte der HSV den DHC Plzen II mit 17:16 in die Knie zwingen – genau wie zuvor die slowakische Vertretung des HC DAC Dunajska Streda (14:12), die jungen Däninnen des DHG Odense II (17:13) und Eintracht Berlin (26:10). Lediglich gegen Saone Mamirolle aus Frankreich setzte es in einer der 30-minütigen Vorrundenpartien eine 12:17-Niederlage. Ein Vorgeschmack auf die Zwischenrunde, in der vor allem gegen Plzens erste Mannschaft (6:20) kein Kraut gewachsen war. „Nachdem wir schon gegen die zweite Vertretung zunächst 6:11 hinten gelegen hatten, wussten wir schon, was uns erwartet“, so Tippmann.

Abends blieb immer Zeit für Ausflüge in die Prager Innenstadt. So wurde es
nicht nur sportlich, sondern auch touristisch interessant.

Zumindest gegen den HK Slavia Sered, ein weiteres Team aus der Slowakei, sollte noch ein Sieg her. Doch dieses Vorhaben in den Prager Messehallen, in denen der ausgerollte Spielfeldbelag an Champions-League-Arenen erinnerte, scheiterte mit 13:17. „Da sind wir schon ziemlich auf dem Zahnfleisch gekrochen“, berichtet Tippmann, der am Ende nicht mehr aus dem Vollen schöpfen konnte. Doch obwohl einige HSV-Spielerinnen angeschlagen abreisten, werden sie den Prager Handball-Cup in guter Erinnerung behalten. Wegen der Ausflüge in die Stadt, der großen Eröffnungsparty und neuer Freundschaften. So kamen die Erzgebirgerinnen mit dem slowakischen Team aus Streda, dem sie in der Gruppenphase zum Weiterkommen verhalfen, und der HSG Stuttgart-Metzingen besonders gut klar. „Wir haben uns gegenseitig angefeuert“, so Tippmann, der am Ende den Bronzerang der Schwaben, erkämpft durch ein 14:13 gegen den VCO Amsterdam, mit bejubelte.