Dass die jungen Marienbergerinnen viel mehr können, als sie beim BSV Sachsen Zwickau II (32:37) und nun gegen Riesa gezeigt haben, davon ist der Trainer Chris Tippmann überzeugt: „Ich denke, die Mannschaft ist besser.“ Warum sie ihr Potenzial derzeit nicht abrufen kann, ist für den Trainer allerdings ein Rätsel. Mit dem Gegner habe das nur bedingt zu tun, auch wenn die Riesaerinnen am Samstag ihre Klasse unter Beweis stellten.

Wie ein Liga-Neuling spielte der Aufsteiger keineswegs, schon eher wie ein langjähriger Podestanwärter. Vor allem Josephine Hessel war bei ihren 13 Toren von der Marienberger Deckung nicht in den Griff zu bekommen. Auch in der Schlussphase lieferte sie ab, obwohl der SC gerade mal zwei Feldspielerinnen auf der Wechselbank sitzen hatte. Konditionelle Vorteile des HSV machten sich nicht bemerkbar, da sich die Gäste vor allem abseits des Balls nicht außergewöhnlich viel, dafür aber äußerst effektiv bewegten.

Die Marienbergerinnen verstanden es bei ihren Angriffen dagegen nicht, entscheidende Lücken in der gegnerischen Abwehr zu reißen. „Uns fehlen derzeit die zwingenden Aktionen“, sagt Tippmann, der sich gegen Riesa mehr Würfe aus der zweiten Reihe gewünscht hätte. „Im Rückraum war niemand von uns so richtig gefährlich, deshalb ist aus der gegnerischen Deckung niemand herausgerückt“, erklärt der HSV-Coach, warum auch am Kreis meistens alles zugestellt war.

Das war schon zu Beginn so, als die Riesaerinnen mit ihrer 4:1-Führung früh die Weichen stellten (7.). Diesem Rückstand rannte der HSV das gesamte Spiel hinterher. Nach dem 13:16 zur Pause wuchs der Abstand phasenweise sogar auf neun Tore an, doch immerhin bewiesen die Gastgeberinnen nach dem 18:27 in den letzten zehn Minuten Kampfgeist.

Fünf Tore in Folge ließen die HSV-Fans kurzzeitig von einem Comeback träumen, allerdings brachte der Tabellenzweite aus dem Landkreis Meißen den Sieg letztlich routiniert nach Hause. „Der Rückstand war einfach zu groß“, gesteht Tippmann, der sich nach dem Abpfiff kurz mit einem seiner Vorgänger austauschte. Gemeint ist Stefan Süßmilch, der bis 2020 auf der HSV-Bank saß, es mit 72 Jahren aber inzwischen ruhig angehen lässt.

„So zweimal im Jahr komme ich als Zuschauer noch vorbei“, sagt der Dresdner, der sich am Telefon etwas öfter mit Tippmann austauscht. Einen speziellen Tipp für die aktuelle Situation habe er nicht. „Das ist die Aufgabe von Chris“, so Süßmilch, der das Spiel gegen Riesa als Teil eines Lernprozesses sieht. Phasen, in denen das Selbstvertrauen abhanden kommt und die Zahl der technischen Fehler steigt, kommen vor: „Das ist bei jungen Mannschaften so.“ Schon beim Derby in Schneeberg am 22. November soll es wieder aufwärts gehen.